Musterdorf

Ein „einfacher“BeispielsBebauungsplan

An diesem Bild kann man die ungefähre Größe einer Siedlergemeinde gut ablesen, wobei die einengende Stadtmauer getrost aus dem Blickfeld zu lassen ist. Wir sehen, dass eine eher „zufällige“, nicht reißbrettartige Raumplanung den Erlebnisfaktor und die Begehbarkeit einer Siedlung erhöhen.
An diesem Bild kann man die ungefähre Größe einer Siedlergemeinde gut ablesen, wobei die einengende Stadtmauer getrost aus dem Blickfeld zu lassen ist. Wir sehen, dass eine eher „zufällige“, nicht reißbrettartige Raumplanung den Erlebnisfaktor und die Begehbarkeit einer Siedlung erhöhen.

Jede Siedlergemeinde sollte sich Gedanken hinsichtlich eines eigenen Bebauungsplans machen, hinsichtlich des „Fußabdrucks“ ihres Dorfes. Wie soll es da aussehen? Wie hat man sich die Strassenführung vorzustellen? Wie stehen die Häuser? Damit erst vor Ort anzufangen wäre zu spät, eine entspannte GeratewohlAbwicklung nach dem Motto „Jeder für sich Gott für uns alle“ ist womöglich auch gar nicht machbar. Denn selbst in Hintertrudelhausen oder bei den Gauchos dürfte in Behördenstuben angekommen sein, daß es sowas wie Bebauungspläne gibt. Das mindeste was dann gefragt wird, ist: „Was planen Sie ? Wie stellen sie sich das vor? Wieviele Strassen? Wieviel Grundfläche?“

Eine Flächennutzung zu skizzeren ist im Grunde genommen eine schöne Aufgabe. Auch wenn es Vorgaben gibt, die zu beachten sind. So muss man sich zum Beispiel vorstellen können, daß man selbst später in diesem DaVinci Plan leben will – bzw. kostenseitig auch kann. Epochalbaupläne nach Vorbild von Albert Speer sind hier weniger gefragt. So leicht der Zeichenstift auch sitzen mag, es gilt nicht in Extreme zu fallen. Was Mittelalter- und Naturfreunde ebenfalls betrifft. Ins mediterane Siena zum Beispiel will jeder, der noch halbwegs bei Geschmack ist. Leider hat man – der Kurzurlauber übersieht das gern – bei der Planung damals den Gartenplaner vergessen oder im Vorfeld der HochTiefarbeiten auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ergebnis: Der durchaus kundige Bauherr des italienischen Kleinods räumte in der Rubrik „Nestwärme“ alle zur Verfügung stehenden Spitzennoten ab. Leider stehen bei den privaten Grünanlagen null Punkte zu Buche. Gegenbeispiel: Die Anastasia-Aussteiger. Soviel Garten, daß jeder Siedler auf der heimischen Scholle zu einem Wanderspaziergang nebst Brotzeitrast bitten kann. Viel Freiheit. Dafür findet das Zaungespräch mit dem „Nachbarn“ per Megafon oder Walky Talky  statt. Auch wieder schlecht. Nestwärme plus überschaubare Gärten wären vielleicht eine ganz vernünftige Kombination!

Auch wichtig: Das Dorf „lebendig“ zu gestalten, d.h. erlebnis- und begehungsverfältig. Das ist vielleicht der wesentlichste Punkt im Grundbedarf: Dem Siedler sollte später im Dorf nicht langweilig werden! Wir sollten in Rechnung stellen, daß sich das menschliche Auge erstaunlich schnell satt sieht. Gerade in und an einer kleineren Siedlung. Zumal wenn diese einfallslos entworfen wurde. In den rationalistischen USA baut man 50 Haushalte (unsere Größenordnung also) schnell mal zwischen den Feiertagen links und rechts an eine Schnellstrasse. Mit dem Ergebnis, dass die Leute erst gar nicht mehr ihre airkonditionierten Hütten verlassen oder – mit den Nerven zu Fuß – in Schulen um sich schiessen. Um hier „mehr“ zu bieten braucht es also eine Strassenvielfalt, was bei einem MiniBestand an einplanbaren Häusern gar nicht unkniffelig ist. Auch Wegekreuzungen, Abzweigungen und Neuorientierungspunkte dienen dazu, eine Kommunität „reich“ und erlebnisintensiv zu gestalten. Während Geborgenheitszonen wie öffentlich zugängliche Hinterhöfe zur Entschleunigung (und damit zum „Ankommen“) einladen. Nicht zu vergessen: Stätten der Begegnung. Autarkdörfer werden kommunikative Zentren brauchen, zumindest einen Markt-fähigen Hauptplatz. SiedlerArchitekten im Wartestand können mit Treppen die Stadtplanerische Finesse noch in die Dreidimensionalität peppen – was zumindest das Jungvolk erfreuen dürfte, das sich in seit jeher gern auf Stiegen niederlässt um zu klönen. All das vergessen unsere modernen „Baumeister“ gern, weshalb man auf manchem neugeschaffenen Platz auch bei stolzen 30 Grad im Schatten zu erfrieren meint.

Gegenüber dem lebensfeindlichen Müll, der uns aus den landläufigen Stadtplanungsbüros zugemutet wird, besser abzuschneiden, ist nicht schwer. Wenn man die oben genannten Punkte beachtet. Sie sind allesamt in den anliegenden Entwurf für eine Siedlung eingegangen. Wobei es nichts als ein Beispiel ist. Man kann die Sache auch 1000mal anders aufziehen- und sicher auch besser.

Die Gesamtabmasse sind 120m in der Breite und 260m in der Länge.

Farben

Orange gezeichnet die Häuser. Ein drei Kästen umfassendes Haus misst 5,50/13m in der Grundfläche. Alle Häuser mit Ausnahme der nummerierten sind 2stöckig angedacht, wobei die Produktions&Verkaufsflächen im Sinne kommunaler „Erlebbarkeit“ einsehbar im EG und Strassenseitig liegen.

Grün die jeweils dazugehörigen PrivatGärten (die Platz-Häuser 1-3 sind mit Dachgärten geplant)

Grün schraffiert „Wald“

Schraffierte Flächen auf den Wegen sind Treppen.

Eingerahmte Punkte in Pink: Brunnen

Punkte in Violett zeigen „Geborgenheitszonen“ an

Die fett&blau gesetzten Striche sind WeitSichtPerspektiven, auf die man länger zuläuft und die daher eine anziehende Gestaltung vertragen (der Kulturfan greift hier zu Denkmälern, ein eindrucksvoller Baum tut´s natürlich auch)

Nummerierungen

Der umbaute Zentralplatz zeigt Läden, die – ab Normalfeierabend bis in die Nacht hinein geöffnet- zur Strasse und zur Platzmitte hin verkaufen. 1: Cafe/Michbar/Kneipe/Gaststätte/ Hotel/ Disco, 2: Wellness/Kino, 3: Atelier/Galerie/Werkstatt f. bildende Kunst, 4: Lesen&Hören (Bibliothek), 5-7 Externe Läden, die abendlichen und visuell anziehenden Charakter haben sollten. Inmitten davon der „bespielbare Platz“ z.B. für Zelt/Wochenendmarkt

A/B-Bereiche (unten) sind Sportplätze. A+B für Umkleiden/Geräte/Kleinverkäufe u.ä. A1 und B1 Großfelder, A2 und B2 Aschetennis/Beachvolleyball.  (Es würde wahrscheinlich mehr Sinn machen, diese waagerecht auszurichten, da der Sonneneinfall ab Feierabend – zum Platz hin eingezeichnet- sonst blendet)

Als zusätzliche Sport/Freizeitmöglichkeiten bieten sich vor und im ZentralPlatz Aktivitäten wie Shuffeboard oder Boule an. Der links „ausserhalb“ der Kernbesiedlung angemerkte See offeriert ganzjährig Sport und Erholungsmöglichkeiten, im Sommer z.B. Schwimmen und Turmspringen, im Winter in entsprechenden Klimazonen Curling oder Kufensport. Ein GroßSaunabetrieb am See inklusive körperlichem „Anwendungsangebot“ wäre eine interessante GeschäftsIdee, die dann aber privat aufzubauen ist.

Die Anlage des künstlichen Sees und der (rechts eingezeichneten) Schule sind dagegen als „kommunale Einrichtungen“ ebenso wie Sportanlagen, Wege oder Brunnen im 18.500,- Einstand für jeden bereits eingerechnet.

Wie gesagt ist dieser Entwurf nicht untoppable. Aber er zeigt bereits die wesentlichsten Merkmale, um die es Siedlungsbauern gehen wird, wenn sie – anders als die modernen Architekten – ihr Konstrukt auch selbst zu beziehen gedenken: Gesamtästhetik, ein verbundenes, organisches Siedlungsbild, längerflurige Einkaufsstrassen, Erlebbarkeit, Erkundbarkeit, Verschachtelungen, Höfe, etwa gleichgroße Gärten für jedes Haus, ein Dorfplatz als Stätte der Nachfeierabendlichen Begegnung und des „Ankommens“.

Haus-Ansichten

sind hier noch kein Thema, aber auch auf diese wird man sich zu einigen haben. Bei einer Haustypen-Abstimmung geht es nicht allein darum, daß die Siedler die Zerissenheit der Systemgesellschaft auch bauseitig hinter sich lassen, es hat vor allem einen praktischen Grund: Ein karnevalekses Durcheinander käme beim Bauamt kaum durch. Cape Canaverl meets Hundertwasser wird nirgendwo auf der Welt von den Behörden so mirnichtsdirnichts durchgewunken.

Bei der AUFTEILUNG  der Häuser gilt in Rechnung zu stellen, daß diese neben Wohnbereichen auch Arbeits- und Verkaufseinheiten haben sollten, da das vorliegende Konzept im Rahmen der Familienbetriebe auf eine erhebliche Geschäftedichte abzielt.

Ebenfalls zu beachten:  Gründungssiedler können noch nicht mit Hilfe des Bau-seitig engagierten Schnittstellenbetriebs ihre Häuser errichten, daher kommen für sie hochwahrscheinlich auch noch keine Strohballenhäuser in Frage, weil diese zeitaufwändig und relativ kostenintensiv sind.