Das Schweigen der Lämmer
Ein überfälliges Psychogramm des „kranken Mainstreamers“
Wolfgang Eggert
Es ist nur wenige Tage her, daß der russische Ministerpräsident Medwedew auf der Münchner Sicherheitskonferenz einen „Dritten Weltkrieg“ als reale Gefahr ansprach. Andere Politiker und Experten taten das bereits früher. Die MainstreamMedien trösteten ihre Leserschaft damit, daß es sich dabei um „Ehemalige“ handele, die möglicherweise nur die verlorene Aufmerksamkeit auf sich zurücklenken wollten. Medwedew hat das nicht nötig. Und er ist kein Ehemaliger. Das, wovor die Trutherbewegung seit vielen Jahren warnt, wogegen sie mit wachsender Vehemenz, ja Verzweifelung anbrüllt, droht jetzt, in der direkt vor uns liegenden Zeit einzutreten. Großflächige Pyrotechnik über Grenzen hinweg ist keine unbedingt schöne Sache. Sie beträfe uns alle. Kaum anders stellt sich mittlerweile die Bedrohungslage im Falle von „Banken-,Börsen &Währungsbränden“ dar; der beschönigende Begriff „Währungsreform“ ändert nichts an der Grundtatsache: Auch hier wird weitflächig Liebenswertes abgefackelt; keine Menschen, sicher, dafür aber Besitz. Beide Szenarien gelten in ihrer vernichtendsten Schlussform noch als Zukunftsmusik, auch wenn man ihren bedrohlichen Marschrhythmus schon jetzt durch weithin geöffnete Türen und Fenster näherrücken hört.
Unmittelbarer, brüllend laut wie aus einer in Griffweite befindlichen DolbySurroundAnlage tönt dagegen das Gefechtsfeuer, welches von der Torpedierung stolzer Nationen, freiheitlicher Verfassungen, und in Jahrtausenden gewachsenen Kulturen herrührt: Mitten im „gemeinsamen Haus Europa“ schwingt eine gigantische von einer Handvoll Globalisierungs-Extremisten gesteuerte Abrissbirne und zerlegt -seit 20 Jahren im Dauereinsatz- eine Hauswand nach der nächsten. International organisierte Finanzoligarchen, die die Welt in einen grenzenlosen Supermarkt verwandeln wollen, schalten gleich, was ihnen im Wege steht. Sie räumen Länder,Völker, Kulturen, Religionen, Gesetze, Freiheiten, sämtliche nicht börsianisch handelbaren Werte fort. Stampfen ein, wo und was immer gerade passt. Sie hassen die Unterschiede zwischen den Völkern, zwischen den Kulturen, ja sogar den zwischen Mann und Frau, weil all das ihnen das Verkaufen und Regieren erschwert. Statt 1000 kleiner Läden wollen sie die vereinheitlichte, weltweite Shoppingmall. Statt auf Individuen setzen sie auf den geformten, genormten, überall gleich empfindenden, gleich denkenden, gleich handelnden Menschen. Dessen Geschmack vorhersehbar – planbar – ist.
Erhebt sich die Frage: Warum greifen die Völker ihren Exekutoren nicht in die gierigen Hände? Wo doch das gegen sie selbst gerichtete Vernichtungswerk nur allzu offensichtlich ist?! Beobachter, die sich mit diesem Phänomen auseinandersetzen stimmen in zwei Punkten ihrer Analyse fast immer überein. Ihre Antwort: Die Masse der Bevölkerungen bleibt passiv, weil die an finanziellen Mitteln überreichen Baulöwen -in nahzezu allen Regionen der Welt als Spitze des „Systems“- ein kluges Helfersystem aufgebaut haben. Was sie tun ist schnell erzählt: Erstens treiben sie gekaufte Subjekte durch die Reihen ihrer in die Milliarden zählenden Opfer, welche die Menschen „informieren“: das sind die sogenannten „System“-Journalisten. Und zweitens bilden sie in elitären Lobbyzirkeln gefügige Totengräber aus, die in bunten Gewändern – hier konservativ-schwarz, dort liberal-gelb, da alternativ-grün, anderswo sozialistisch-rot – „System-Parteien“ aufstellen. Die in den meisten Punkten erstaunlich verschiedene Ansichten vertreten. Und in den wenigen Entscheidenden (NATO-Bündnis, EU/ro, Entstaatlichungsprozess etc.) erstaunlich gleiche. Dort, wo es zählt, wo es wirklich „um die Wurst geht“ ticken sie verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk“ – nämlich „linientreu“. Was der Bürger, verwirrt durch den Streit um nachgeordnete Tagesfragen, aber nicht merkt.
Und so kommt es, daß die tumbe Meute in schöner Regelmässigkeit immer wieder aufs Neue voll Gottvertrauen Steuergeldbezahlten Lobbyvertretern in die Arme rennt. Gesteuert von den Vereinsblättern ein und desselben Abbruchunternehmens, welches die Gutgläubigen „aufklärt“, daß sie, gerade sie, die Klügeren seien, gegenüber den Warnern. Mit überzeugten Gesichtern stehen sie dann vor dem „Schwarzseher“, nachdem sie die Belehrungen aus „ihren“ Medien auswendig gelernt haben, die nun Neunmalklugen, und sagen ihm mit mitleidigem Gesicht:
„Verschwörungstheorien, mein Freund, Du erliegst Verschwörungstheorien! Wie kannst Du nur so einfältig sein?! Du glaubst wahrscheinlich auch, daß der amerikanische Geheimdienst hinter 9/11 steckt, oder? Das ist doch hier wie dort ein und dasselbe: So große Aktionen können auf Dauer gar nicht geheim gehalten werden!“
„Wer hat denn deiner Meinung nach 9/11 gemacht?“ fragt darauf der „Quertreiber“.
„Na, Al Kaida natürlich – so wie es die amerikanische Regierung rausgefunden hat!“ wird er in 90% der Fälle zu hören bekommen.
„Dann war das also doch eine Verschwörung, nur eben nicht von Bush&Co. sondern von dessen Feinden?“ Dank dieses gar nicht mal sooo intelligenten Konters erhält der Schwarzseher nun vorübergehend ein
Schweigen
serviert das gern in einem ziehmlich dummen Gesicht platziert ist. Mitten in dieses empfiehlt es sich nun hineinzufragen:
„Und die Verschwörer in den mittelalterlichen Höhlen Afghanistans waren in ihrer nichtmachbaren Geheimhaltung also so gut, daß sie die professionellen Geheimhaltungsknacker der CIA ausgestochen haben?“
Viele Mainstreamer brechen an dieser Stelle die faktenorientierte Diskussion ab bzw. verlagern das Gespräch auf ein privates Niveau, indem sie die „Absichten“ ihres Gegenübers oder seines Umfelds (wahlweise „rechtsradikal“, „Amerika-feindlich“, „antisemitistisch“) in Zweifel ziehen. Fakt ist: Sie brechen aus, fliehen. Sie müssen die Konter ihres Gegenüber erst einmal inhaltlich verdauen. Sich in „ihrer“ Presse instruieren, wie sie sich beim nächsten Mal besser verkaufen können. Und handeln dabei als eingeschworener Komplizen „ihres“ Systems. Die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung verfährt nach diesem Muster, egal ob in Deutschland, in Großbritannien, in Frankreich, in Holland, Schweden, USA, Bulgarien, Österreich…
Für Themenfremde vielleicht überraschend: Unser Systemgläubige ist in obigem Beispiel noch mit vergleichsweise harmlosen Argumenten bedient worden. Bei seiner nächsten Begegnung könnte er es mit noch entwaffnenderen Argumenten zu tun bekommen, auf die er von „seinem“ Wahrheitsministerium ebenfalls nicht vorbereitet wurde:
*So wird er nicht erklären können, wie es kommt, daß an einem der bestüberwachtesten Plätze der Welt – am amerikanischen Verteidigungsministerium „Pentagon“ – keine von hunderten Überwachungskameras den angeblichen Crashflug eines Passagierflugzeugs dokumentierte. Und warum amerikanische Geheimdienstler am gleichen Tag Überwachungskameras von nahegelegenen Privatunternehmen konfiszierten und nicht mehr herausrückten.
*Mr.Normalo wird ebenfalls ins Schleudern kommen, wenn er erfährt, daß Tausende(!) von Architekten und Bauingenieuren eine Petition unterzeichnet haben, derzufolge die Einstürze der New Yorker Hochhäuser nicht auf den Einschlag von Flugzeugen sondern auf gezielte Sprengungen zurückzuführen seien. Der Pächter, der seine Gebäude unmittelbar vor dem 11. September für exorbitante Summen versichert hatte, verplapperte sich hinsichtlich einer Sprengorder zumindest im Fall von „Gebäude 7“, das sauber in sich zusammenkrachte, ohne überhaupt einen Treffer abgekriegt zu haben. Reuters und die BBC meldeten den Einsturz des nahezu unbeschädigten Wolkenkratzers übrigens bevor dieser zu Boden ging.
*Last but not least präsentiere man dem tumben Mainstreamer dann noch diese Sahneschnitte: Die Beweisführung, daß sich von Terroristen entführte Flugzeuge in die TwinTowers bohrten gründet ganz massgeblich auf einem Pass, der am Tag des Anschlags am Eingang des Welthandeltzentrums aufgefunden wurde. Es handelt sich um den Ausweis eines der mutmasslichen saudischen Hijacker. Polizeiangaben zufolge „fiel“ das Dokument aus einem der entführten Flugzeuge, als sich dieses ins Gebäude stürzte. Anders als der Jet welcher zur Völle und Gänze „verdampfte“ bzw. „verbrannte“ erhielt sich das „Dokument“.
Zugegeben, das Thema ist angestaubt. Es bleibt aber ein „ewiger Klassiker“. Gerade in privaten Unterhaltungen. In denen es Medien-immunen Wahrheitssuchern – sogenannten Truthern – immer wieder einen Heidenspass macht, Systemgläubige mit ihrer „Rückständigkeit“ aufzuziehen: „Ihr seid so dumm, mit Euch kann man alles machen“, lautet der Tenor, wenn auch die Dissidenten verletzend werden wollen. Womit sie im übrigen ihre eigenen Beobachtungsdefizite unter Beweis stellen. Denn es kann nicht schlichte Dummheit allein sein, die ihre Gesprächspartner immer wieder alt aussehen lässt. Dass aus einem geradewegs zu „Nichts“ verbrennenden Flugzeug kein Pass, zumal gerade der eines Entführers, zumal wohlbehalten „herausfallen“ kann, um dann als Beweisstück von der Polizei sichergestellt zu werden, darauf dürfte selbst die Mehrzahl ungebildeter Schulanfänger kommen. „Gebildete“ bzw. „informierte“ Erwachsene dagegen vermitteln zumindest nach aussen den Anschein, als würden sie die offizielle Version akzeptieren. Bohrt man nach, räumen die mutigeren unter ihnen – es ist die Minderheit – mitunter SelbstZweifel ein. Die „heile Welt“ hat Risse bekommen. Vielleicht beginnt bei diesen Menschen bereits das Fundament zu wanken. Indes: Nur eine Minderheit innerhalb dieser Minderheit ist so konsequent, sich fortan wichtige Ereignisse durch eigenes Nachdenken – unabhängig von der medialen Vorfrittierung – zu erschliessen. Die Mehrheit der „Erschütterten“ bleibt beinhart in der Spur. Wird die Straße glatt, forschen sie sofort innerhalb ihres betrügerischen Systems nach Antworten, erbitten geradezu – um wieder ruhig schlafen zu können – Erklärungen „und seien dies auch Lügen“. Und setzen, wenn sie diese großzügigerweise erhalten, ihren alten Weg fort. So als wäre nichts geschehn.
Dieses Verhalten, die Immunität einer übergroßen Mehrheit der Bevölkerung gegen in sich logische, aber „Regime-kritische“ Argumente, ist demokratiepolitisch hochbedenklich. Es belegt, dass unser vermeintlich plurales, durchlässiges System auf einer Art Sklaven-Mentalität gründet, welche die Führung nicht in Frage stellt sondern sich im Gegenteil beständig an ihr orientiert. Es zeigt: mediale und politische Beeinflussungen erklären nur zum einen Teil die Billigung eines selbstmordenden Systems durch das Fussvolk. Der andere Teil ist die freiwillig angebotene Bereitschaft zu einer mehr oder weniger gelebten Komplizenschaft. Mit einem Wort: Der innerhalb des Systems „funktionierende Bürger“ zeigt alle Anzeichen schwerer tiefenpsychologischer Mängel. Etwas „stimmt“ nicht mit ihm. Stellen wir uns die Frage: Welche Ebene ist hier betroffen? Die charakterliche? Die Beziehungswelt? Oder gar die geistige Gesundheit? Die Antwort ist erschütternd: Alle Ebenen sind gleichermassen in Mitleidenschaft gezogen!
Zu deutsch: Der Mainstreamer steht „seiner“ Obrigkeit als seelisches Wrack gegenüber. Er tut es immer, gleich in welchem System er lebt, selbst wenn dieses offenkundig lügt, Verbrechen begeht und auch, wenn es sich mittelbar gegen ihn selbst richtet. Dass 3/4 der Bevölkerung die Grundfesten ihres Staates billigt und nicht aufbegehrt, belegen die letzten, wechselvollen 100 Jahre mitteldeutscher Geschichte eindrucksvoll: Hier funktionierten die Menschen Generationen lang als gute Monarchisten. Danach wurden sie gute Demokraten. Danach gute Nationalsozialisten. Dann gute Kommunisten. Um sich dann wieder in gute Demokraten zu wandeln. Alle Wendungen erfolgten durch Geheimdienste und Armeen, durch militärische Besetzungen und in kleinen Gruppen vorbereitete Aufstände. Stets passte sich die Majorität dem wechselnden „Zeitgeist“ an, liess sich also als Werkzeug von Umbrüchen gebrauchen, um danach wieder zu funktionieren. So lange das eben von den bestimmenden Eliten gewünscht wurde.
Arbeiten Regierungen im Sinne des Volkes, ist gegen dieses beharrliche Mitschwimmen wenig einzuwenden. Nabeln sich die Regierungen jedoch vom Wählerwillen ab und bringen sie ihre Untertanen oder den Staat in Gefahr, sollte die Zeit des zivilen Ungehorsams schlagen. Sollte. Eigentlich. Allein: Diese mahnende, oft geschlagene Glocke wurde von der Masse nie gehört. Sie wird auch aktuell von 80% der Bevölkerung ignoriert. Die Analyse zeigt: Nicht weniger als ein Dutzend psychologischer Deformierungen des Mainstreamers garantiert uns, daß sich auch in Zukunft nichts an dieser beschämenden Lage ändern wird.
- Beginnen wir mit dem Offensichtlichsten. Und fragen wir uns, einen Schritt zurück oder zur Seite tretend: Erinnert das Verhalten der mainstreamigen Volksmehrheit nicht in vielerlei Hinsicht dem von unmündigen Heranwachsenden, die nicht sehen können, was sie nicht sehen wollen? Klamaukig-komische Züge inbegriffen? Das Bild des Kindes, das – um nicht gesehen zu werden – sich selbst die Augen zuhält und dabei ruft „Du siehst mich nicht“ dürfte bekannt sein. Diese Angst-Ignoranz ist kaum zu schlagen, aber wir finden sie, was ungleich tragischer anmutet, selbst unter nominellen Erwachsenen, die sich häufig genauso verhalten. Zur Unterfütterung des Vergleichs: Auch der bei Angepassten bis ins hohe Alter dem vielgeübten Dauerwegsehen vorgeschaltete Gedankengang, „Was soll ich schon daran ändern können“, stammt aus der Ohnmachtszeit des Kleinkindes. Dass er bruchlos ins Erwachsenendasein mitgenommen wird zeigt, daß wir es bei diesen Mainstreamern mit einer speziellen Spezies zu tun haben: Dem „BabyErwachsenen„.
- Unterstützt wird das NichtsTun und NichtGegenDenken des Systemmitläufers durch eine stark entwickelte ObrigkeitsGläubigkeit. Auch diese Veranlagung stammt wieder aus der Kindheit: der Glaube an die Eltern ist ebenso angeboren wie natürlich. Dieses Urvertrauen stärkt das System der Familie, die billigende Entgegennahme der Erziehung und des damit vermittelten Regelwerks tut dasselbe, und all das ist positiv zu werten. Problematisch wird es hingegen, wenn sich dieses Kindschema im Heranwachsenden als Obrigkeitsdienst fortsetzt und verselbständigt. Selbst in offenkundigen Mißbrauchssituationen. Fakt ist: Die Bereitschaft, politische „Korrektheit“ zu üben oder sich staatlichen Autoritäten unterzuordnen, ist beim Systemling weit verbreiteter, als in den Reihen von DenkDissidenten.
- Ein weiterer Punkt, warum der Mainstreamer auf Systemkritik nicht anzusprechen ist, ist seine Faulheit. „Offizielle Darstellungen“ reichen ihm schon aus reiner Bequemlichkeit zur Erklärung der Weltgeschehnisse. Warum in hintergründigen Artikeln investigativer Journalisten wühlen, wenn es die Tagesschau gibt, die bei Chips und Bier leichte Antworten auf das Wesentliche vom Tage gibt. Woher die Faulheit rührt?
- Vermutlich ist beim bräsigsten Teil dieses Massetyps die Festplatte bereits mit den herkömmlichen Ablenkungen -Beruf, Familie, TV, Unterhaltung- vollgeschrieben.
- Andere Probanden erbringen dagegen immerhin eine „Grundleistung“, indem sie auf einen bewusst durchlebten Bewertungseindruck setzen: Warum, wird hier gefragt, soll man eigenständig recherchieren oder gegenchecken, „wenn die Systemmedien doch objektiv und meinungspluralistisch sind“. Dass dieses Klientel hier in ein und demselben Satz gleich zwei herbe Fehler einbaut ist bezeichnend: Zum einen, ein direkten Widerspruch, schließen sich objektiv und Meinung gegenseitig aus; zum anderen ist die Berichterstattung der Mainstreammedien in bedeutsamen Fragen der Politik (EUro, NATO, Globalisierung, neoliberale Entstaatlichung, aktuell gültige Feindbilder) eben alles andere als distanziert-objektiv und wirkt ebendort oft geradezu gleichgeschaltet. Die Erklärung dieses Gleichschritts ist einfach: 90% der Verlagsleiter, Medientycoone und Chefredakteure sind – ebenso wie Parlamentarier von ganz links bis ganz rechts – Mitglied ein und desselben turbokapitalistischen amerikanischen Lobbyvereins: der „Atlantikbrücke“. Unsere zweite Bequemlichkeitsgattung (der „Kombinations-Dumme“) fällt somit ebenfalls in eine vorschulische Wahrnehmungsphase zurück: vergleichbar einem Kleinkind, das vor ihm ausgeschüttete M&M Schokodrops ob ihrer verschiedenen Farben für unterschiedlich hält – bis es sie probiert oder sieht, daß sie alle aus der gleichen Packung kommen.
- Der dritten Gruppe wiederum ist suchendes Interesse gleich von Haus aus fremd. Sie isst wie schon bei Muttern am Tisch instinktiv das, was ihr vorgesetzt wird. Dieser Gang zurück auf den Wickeltisch ist im übrigen „von oben“ durchaus gewollt. US-Chefstratege Zbigniew Brzezinski umreisst den Zweck der Mainstreammedien damit, die Massen ruhig und bei Laune zu halten. Und nennt das „TittiTainment“. Daß die Obrigkeit ihren Untertan lieber geil und grinsend als kombinierend und kritisch sieht, liegt dabei auf der Hand.
- Als wäre das alltägliche „Couchpotatoe-Leiden“ nicht schon genug der Bürde, ist unser Mainstreamer noch von einer weiteren Form der Bequemlichkeit befallen: der antizipierenden, vorausgreifenden Faulheit. Hier umgeht der unbehandelte Patient nicht die Erfordernis von MehrAufwand in der Gegenwart sondern in der Zukunft. Er ahnt nämlich bereits, daß die Erkenntnisse, die ihm von Seiten kritischerer Zeitgenossen frei Haus anboten werden, daß diese Erkenntnisse mit einer gewissen politischen Verantwortung verbunden sein könnten. Was, wenn er erfährt, daß sein Fleischkonsum gesundheitsgefährdend ist, oder unmoralisch: er müsste dann umdenken und neue, ihn einschränkende Wege beschreiten! Was, wenn Artikel glaubhaft machen, daß bestimmte Zirkel korrupt sind, oder – schlimmer noch – Kriege unterstützen. Dummerweise ist nun aber gerade er Mitglied in diesem Verein. Was tun? Austreten? Auf die Straße gehen, zum Demonstrieren? Knifflige Entscheidungen. Scherereien. Zusatzarbeit. Gerade das ist nicht das Ding von Herrn und Frau Mitschwimmer. Weshalb er und sie, im Sinne vorausgreifender Faulheit, entsprechende Recherchen lieber gleich ganz unterlassen. Frei nach dem Motto: Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss.
- Das in 4. gezeigte Ausweichmuster zur Aufrechterhaltung einer privaten Komfortzone ist
keineswegs untypisch für den Mainstreamer. Wir begegnen diesem Verhalten nebst Motiv durchgängig auf der Feigheit-Ebene wieder, die bei Systemnahen Menschen besonders ausgeprägt ist. Angst ist wahrscheinlich das vorherrschende Moment bei jenen Untertanen, die es am weitesten auf dem Weg zum Dissidenten gebrachten haben und die dann doch im letzten Augenblick abspringen, um in die alte Spur zurückzufinden. Es sind jene Menschen, die sich gedanklich wenigstens ansatzweise mit Systemkritik auseinandersetzen, dabei aber auch in Rechnung stellen, welche Gefahren auf sie lauern, wenn sie weitergehen. Sie fragen sich, ob es das wert sei. Und sagen, vermutlich nicht ohne schlechtes Gewissen: „nein“. Aus purer Angst. Für die es vor allem 4 naheliegende Gründe gibt. An der Spitze steht
- 1. – die Angst, durch Erkenntnis das „sichere Fundament“, „den Boden unter den Füssen“, zu verlieren. Denn: Ein Mensch, dem die Stützen der staatsbürgerlichen Lehre ins Wanken geraten, kommt auch ganz real ins Taumeln, verliert den Halt. Wenn nichts mehr ist, wie es war, wenn Schwarz und Weiss sich zu mischen beginnen, Oben und Unten zu rotieren, ist das für einen Normalbürger sehr schwer zu ertragen. Im Extremfall können Klaustrophobie, Paranioa und Schizoide Beklemmungen bedenklich nahe rücken. Niemand mag das. Und niemand mag
- 2. mit der Nase darauf gestossen werden, dass man als braver Mustermann vielleicht sein Leben lang in Täuschung, Lug und Trug gelebt hat, etliche selbstgefällte -falsche- Entscheidungen inbegriffen. „Woran habe ich die ganze Zeit nur geglaubt?“ Diese Frage wird dann unweigerlich aufkommen. Vielleicht auch das Gefühl, Zeit „verschenkt“ zu haben. Der
- 3. Grund des neugierigeren Mainstreamers, den Weg der Selbstaufklärung und Rebellion schnell wieder zu verlassen, ist die Ahnung, daß mit „Wissen“ auch „Verantwortung“ Einzug hält. Wer um ein angebahntes Verbrechen weiss, der sollte natürlich auch versuchen, dieses zu verhindern. Was aber, wenn seine eigene Regierung Teil des schmutzigen Plans ist? In diesem Moment spürt der „Suchende“ seine eigene Kleinheit. Er spürt, daß er zu schwach für die Aufgabe sein könnte, daß er „verlieren“ wird. Zumindest Männer stellen sich diesem Gedanken höchst ungern.
- 4. und letztens wirkt die Angst vor privaten oder beruflichen Sanktionen stark bremsend. Ein Journalist oder Politiker beispielsweise kann sich bereits auf unterster, kommunaler Ebene an fünf Fingern abzählen, wieviele Tage er die offizielle Darstellung des 11. Septembers in Frage stellen kann, bis er von seinen Vorgesetzten ernsthaft zur Ordnung gerufen wird. Dass Politikern in gehobeneren Positionen auch tragischeres widerfährt hat die Vergangenheit gezeigt. Niemand gefährdet gern seine Anstellung oder Pensionsansprüche. Niemand liebt es, wenn die Mainstreammedien einen zur Unperson erklären. Gerade wenn man es bereits zu einer Familie gebracht hat. Und viele, sehr viele Zeitgenossen fürchten ob abweichender, Systemkritischer Haltung durchaus zu recht die soziale Vereinsamung. „Was werden meine mainstreamigen Freunde, Nachbarn und Arbeitskollegen denken, was werden sie tun, wenn sie mich plötzlich für einen Verschwörungstheoretiker halten? Stehen sie dann noch zu mir?“ Diese Angst prägt sich wie die Rille auf einer Schallplatte ins Gedächtnis des entmutigten FastRebellen und spielt immer wieder aufs Neue ab – bis der Betreffende, aus Angst vor Gesichtsverlust, mit dem kindlichen Flehen „Lasst mich nicht allein“ auf den Lippen zurück in den Massenstrom steigt, um sich wieder, wie früher, einfach treiben zu lassen. Denn, das ist Punkt
- die Angst allein gelassen zu werden, mit „einigen Wenigen“ gegen die Mehrheit zu stehen, ist eine Grundangst des „normalen“ Menschen. Er will unbedingt bei „den Vielen“ sein, die ihm das Gefühl von Sicherheit und Nestwärme geben. In diesem Punkt ist unsere Spezies unbedingt ein Herdentier, selbst wenn die Sicherheit eine trügerische ist und wie beim Zug der Lemminge in den Abgrund führt. Kommt es zu diesem Kollektiv-Absturz, dreht sich ein drittes wichtiges Motiv zum „DabeiSeinWollen“ übrigens in das komplette Gegenteil: Das Recht-habende-Gewinnen. Es stellt in unserem Psychogramm den ersten wirklich Lust-bezogenen (und damit „positiven“) Fehltrieb des Mainstreamers dar. Sicherlich ist der Wille zur Macht nicht im Vornherein ein schlechter Zug. Auch der idealistische Gegenströmler hat ihn; nur mit dem grundlegenden Unterschied, daß er Macht entweder als Gefahr oder als Möglichkeit einer Verbesserung für die Allgemeinheit wertet – während der herkömmliche Mitläufer kaum über seinen eigenen Tellerrand hinwegsieht und in erster Linie auf den subjektiven Vorteil bedacht ist. Ihm geht es weniger um Inhalte als viel mehr um Ansehen, um das Gesehen-Werden. Das private, eigennützige „Punkten“. Dieses Verhalten tendiert stets dazu den Goliath zu stärken, ist also potenziell System-erhaltend. Und es hat zwei Trägertypen: Einen versteckt-passiven und einen mehr entschiedenen, aktiven Player. Der passive Charakter sucht das Mitgewinnen schlicht, indem er immer auf das „GewinnerPferd“ setzt, selbst aber gar nicht an dessen Erfolg mit-wirkt. Er ist, weder Bayer noch Münchner, der geborene BayernMünchen Fan – schließlich ist die Chance, sich beim stärksten Club Samstag Abends und am Saisonende zu freuen, größer als wenn er mit einem anderen Verein hielte. Aus der gleichen Haltung heraus richtet er es sich als Demokrat in der Demokratie, als Nationalsozialist im Faschismus oder als Sozialist im Kommunismus ein. Hat die Sozialdemokratie „Konjunktur“ dann wird auch er mit dem Aushängeschild dieser Riege „fühlen“. Solange die Umfragewerte von Gerhard Schröder top waren, mochte auch er ihn. Als es sich der Altkanzler in der Irakkriegsfrage dann 2002/2003 mit transatlantischen Gremien verscherzte, und darob die mediale Meinungs-Bildung wechselte, änderte in der Folge auch der passive „Adabei“ (Auch-dabei, bayr.für Mitläufer) „seine“, konjunkturell bedingte „Meinung“. Schließlich will er ja nur für sein beliebiges, billiges Bekenntnis eine möglichst hohe Gefühls-&AnsehensVerzinsung erhalten. In die Reihen der Systemgegner wird er daher nie hineinfinden. Deren Aktien rangieren an den Medienbörsen nämlich als Ramsch.
- Die gehobenere Kategorie des „Mitläufers“ ist der entschiedene, der aktive Typ. Dieser tut nicht nur so als würde er einen angesagten Club bewundern (die meisten glauben es irgendwann dann selbst), nein, er besorgt sich eine Mitgliedschaft beim Verein, tritt ein, um dann höchstpersönlich mitzumischen. Während sich der passive Parteigänger allenfalls eine per Fangeschmack definierte Clique „leisten“ würde, bereichert der Aktivist die verantwortliche „Gang“. Natürlich – da ist er seiner weichgespülten Variante durchaus ähnlich – wartet er mit seinem Engagement zu, bis die Aktie des Vereins von den Medien als „bombensicherer Tipp“ gehandelt wird. So hätte er sich im März 1933, als Adolf Hitler mit Unterstützung des permanenten Establishments zum Reichskanzler ernannt wurde, in das Heer derer eingereiht, die sich auf einmal um einen Nazi-Parteiausweis bemühten. Der gleiche Wendehals hätte dann 1945 angesichts einer hoffnungslosen Frontlage mit einer weissen Kapitulationsfahne bewaffnet einem heranrückenden Alliiertenbatallion die Stadttore geöffnet. Um fortan eine antifaschistische Stadtverwaltung zu bereichern. Weit mehr als Kategorie 1 des Mitläufers treibt diese verschärfte Mainstreamausgabe die Aussicht auf materiellen Gewinn und reale Macht an. Er weiss, daß es etwas zu verteilen gibt, und will seine Scheibe davon abbekommen. Ob die Verteilungsstelle rot, braun, schwarz, gelb oder violett ist, ist ihm dabei völlig gleichgültig. Dieser mehr als widerliche MassenMensch teilt sich wiederum in zwei Rangstufen. 1. „Die Offensiven„, das sind Karrieristen, die ganz einfach nur stärker sein wollen als der Rest. Sie haben eine feine Antenne dafür, was die Strippenzieher des Systems fördern und „was gerade nicht geht“. Dem passen sie sich – zum Teil lautstark, um Meinungshoheit auszuleben – an. Typische Berufsstände sind Lehrer, Journalisten und Politiker, somit die wichtigsten Systemtragenden Gruppen. Aufgrund der hohen medialen Aufmerksamkeit zählen auch Film-, Show- und Fernsehgrößen in diese Kategorie. Im Wertekatalog „Guter Bulle-Böser Bulle“ spielen „die Offensiven“ eher die gute Seite.
Die Kollegen der Rangstufe 2. nehmen damit die von geistig gesunden Menschen als „negativ“ empfundene Rolle ein. Als Systemschlagende Abteilung sind sie „die Aggressiven„: Statt bloss die Vorteile des Systems zu preisen, vollziehen sie die weniger Angenehmen. Die Vollstreckungen bzw. Exekutionen finden oft abseits der öffentlichen Wahrnehmung statt; kann man sie -wie zum Beispiel Kriege – nicht vertuschen, so werden sie durch Journalisten und Politiker geschönt. Hunderttausende systemtreue Mainstreamer stellen sich an, um einen der begehrten Jobs zu ergattern, in denen meist Schreibtisch-nah bewaffnete Macht deligiert und erfahren werden kann. Prügeln, schiessen, lügen, aufhetzen, diffamieren, Aggressionen abbauen, Erniedrigungen auf Schwächere ableiten, Feindbilder ausleben – all das ist möglich in den Reihen des Militärs, der Polizei, der Geheimdienste. Auch Journalisten und Politiker, denen die Ballerspiele am Computer nicht hinreichen, werfen sich hier mitunter ins Getümmel; zum Beispiel wenn es darum geht, das Volk für kriegerische Massnahmen und Feindbilder aufzuschliessen.
Dieses wiederkehrende Kesseltreiben produziert zwei Kernsäulen unseres Elite-Systems: Gehirnwäsche und Angst. Und damit neben den Passiven, den Offensiven und den Aggressiven die vierte, zahlenmässig wohl stärkste Mitläuferkaste: Die
- „Defensiven“. Hier haben wir es mit reinen Opfern zu tun, welche die Leinwand bilden, auf welche das globalistische Establishment schreibt, was immer ihm gefällt. In einem prinzipiell zerstörerischen System gefangen, müssen die Defensiven nun mit ihrer Häftlingssituation klarkommen. Und sie tun es, jeder auf seine Weise: Die bewussten Opfer, welche die Fesseln am stärksten spüren, weil sie am nachhaltigsten an Ketten liegen suchen nicht selten, ihrer Opferrolle durch Kollaboration zu entkommen, was bis zur totalen Identifikation reichen mag. Dieses allein auf Leidminderung zielende, krankhafte Seelenstretching trat unter anderem bei den stalinistischen Schauprozessen in Erscheinung, als sich angeklagte Oppositionelle dermassen „hingaben“, daß ihre Selbstdarstellungen am Ende von denen der Anklage kaum mehr zu unterscheiden waren. In den 70iger Jahren beobachtete man das gleiche -„Stockholm-Syndrom“ oder „Stockholm-Mitläuferschaft“- getaufte Verhalten bei Menschen die von Terroristen entführt worden waren. Aber auch weniger eindeutig „gefangene“, bzw. an Leib und Seele bedrohte, fügen sich ihrer Obrigkeit, indem sie sich mit mehr oder weniger sanftem Druck an das bestehende Reglement und Regiment gewöhnen lassen. Beispiele einer derartigen „Gehirnwäsche“ finden sich in Saudi-Arabien und im Machtbereich der afghanischen Taliban- bzw. ISIS-Milizen, wo man(n) entgegen einem menschlichen Bauchgefühl geradezu flächendeckend das erheblich eingeschränkte Recht der Frau verinnerlicht und akzeptiert hat. Dank hilfreicher Unterstützung der nationalen Medienlandschaft, Politik und Gesetzgebung.
Ähnliche Prägeprozesse funktionieren aber auch in vermeintlich „offenen“ demokratischen Regimen. Nicht weniger erfolgreich im übrigen, da man sich hier derselben Mechanismen bedient: Reiche Blumensträusse an sozialen, beruflichen und juristischen Sanktionen, begleitet von einer rigiden Definition „gesunden Volksempfindens“ seitens der Elitemedien garantieren, daß der Untertan bei der Stange bleibt. Egal wie verrückt und Wertezersetzend die Politik „seines“ Staates auch sein mag. So winkte die große Mehrheit der Amerikaner in den 90iger Jahren den Mord ihres Finanzlobby-Regimes an einer halben Million irakischer Kinder emotionslos durch. Ignorierte den leise auswimmernden Kollateralschaden, als handele es sich um eine Tüte ranzig gewordenes Popcorn. Um das zu erreichen, brauchte man die Heimatfront lediglich einseitig zu unterrichten, „den Ton wegzudrehen“, das Grauen -ungefilmt – als anonyme Zahl zu transportieren. Wobei es half, den US-Bürger medial und kollektiv zur sakrosankten Ordnungsmacht zu erklären. Und die wenigen hiergegegen aufbegehrenden Moralisten als „unamerikanisches Gesindel“ zur gesellschaftlichen Isolation freizugegeben. All das geschah. Mit Erfolg.
In der europäischen Juniorschaft läuft das gleiche Spiel. Nur, dass die Komposition hier eine andere ist. In den längst entkulturalisierten und bereits total dem Diktat der Wirtschaft unterworfenen USA lautet das Mantra „Stärke“ und „Nation“ – weil „das System“ Washington zum Kriegführen braucht – Patriotismus kann da nur hilfreich sein. Auf den Trümmern der Alten Welt hingegen trommeln die FinanzGlobalisten den Marsch zur Abschaffung des nationalen Eigenheims. Simpler Grund: Diese Hemisphäre verfügt noch über zu viele lästige Eigenheiten, welche der Großraumpolitik und der Angleichung der Märkte im Wege stehen. Werft sie weg, eure Nation, eure Geschichte, eure Tradition, eure Kultur, Sprache, Eure Eigenheit, lautet daher der über Werbung, Nachrichten, Filme und Politik seit Jahren ausgegebene Tagesbefehl. „Anderenfalls seid ihr Nazis!“ Die Massen passen sich dem an – wie bei den stalinistischen Prozessen bis hin zu pathologischen Ausprägungen.
Als in Berlin-Köpenick im Februar 2015 ein Containerdorf für Asylbewerber eröffnete, flüchteten die meisten von einem Kamerateam des Senders Compact angesprochenen Nachbarn. Unter den wenigen Ausnahmen befand sich eine junge deutsche Frau, die offen von stark erhöhten Diebstahlraten in den lokalen Supermärkten berichtete. Und weiter, wörtlich: „Ich habe gehört deutsche Kinder wurden von Flüchtlingen zusammengeschlagen.“ Auf die Frage, wie sie dann nun zum Aufbau des Lagers stehe, kam die Antwort: „Mich persönlich stört es nicht“.
Ob der Hintergrund für diese empathielose Verirrung eine erfolgreich absolvierte Gehirnwäsche oder einfach Angst vor persönlicher Konsequenz ist, bleibt sich gleich: Was wir sehen, ist der typische – schwach bzw. krank gemachte – Mainstreambürger. Der erfolgreich zur Selbstaufgabe und absoluten Dienerschaft erzogen wird, und diese Rolle auch zu spielen bereit ist, selbst – Stichwort TTIP – selbst wenn es ihn seine sozialen Sicherheiten koste, seinen Verdienst, egal was.
Kaum besser macht es die gesündere, vermeintlich intelligenzbehaftete MainstreamerVariante des „Idealisten„, der das allumfassende Grenzen-Einreissen – sei es zwischen Nationen, Sprachen, Kulturen, Geschlechtern und was es noch so alles gibt – mit dem geliehenen Medien-„Argument“ „Vielfalt“ predigt. Dass das, was er anrichtet, das genaue Gegenteil seiner Absicht ist, kann man durch einen kulturellen Vergleich großer europäischer Metropolen schnell dingfest machen. Einzigartige, landestypische Eigenheiten, die es noch vor 15 Jahren in London, Berlin, Paris und Rom zu bestaunen gab, nivellieren sich heute bis zur Unkenntlichkeit. Auch infolge von Anpassung innerhalb der Systeme. Der gutmeindende „Weltbürger“ ist daher nichts anders als ein – Vernichter. Ein Zerstörer, dem seine monokulturell erzogenen Kindeskinder dereinst vorwerfen können- und werden – er habe das Grenzenlos-Experiment lediglich zu egoistischen Zwecken betrieben. Um – 2000 Jahre ethnischer Entwicklungen in den Wind schreibend – für seine erbärmliche kurze Lebenszeit ein Maximum an kulinarischer, konsumistischer und kultureller Begegnung auf kleinstem Raum zu finden. Womit man diesen verschrobenen Gutmenschen allerdings oft Unrecht tut.
Der nächste Sonderling in der Herde der Defensiven ist der Was-Interessiert-Mich-Eigentlich-Politik-Mensch, nennen wir ihn, da sich das Wort wiederholen wird, in aller Kürze WIMEP. Auch er zählt in die Abermillionen. Während „der Idealist“ in letzter Konsequenz – aus reiner Dummheit – als asozial zu bezeichnen ist, so ist es der Scheuklappen-Mainstreamer in erster. Denn er will ganz entschieden und völlig bewusst in vorderster Linie seines Lebens seinen PrivatSpass. Alles andere interessiert ihn nicht. Während sich das Thema „Konsequenzen meines vermeintlichen Besserseins“ für den Idealisten immer noch grundsätzlich stellt, dabei aber nicht durchdacht wird, taucht es beim WIMEP erst gar nicht auf. Wie sollte es auch auch? Er ist nicht besser, will es auch gar nicht sein, weiss vermutlich nicht einmal was dieses „besser“ bedeuten könnte. Während ihm das Wort „Konsequenz“ gleich überhaupt unbekannt ist. Er bildet den letzten Reifegrad einer überaus ignoranten Spezies, die es aus unerfindlichen Gründen dazu gebracht hat, über formal-anspruchsvolle Berechtigungszertifikate wie Schulzeugnisse und Führerscheine zu verfügen. Der Grund hierfür könnte in seinem starken Hang zur Spezialisierung liegen. Kritischere Beobachter stellen nämlich rasch fest, daß sich der WIMEP mit nichts anderem beschäftigt als mit sich selbst, seiner Familie, seinem Kontostand und gewissen Statussymbolen, darunter Autos, Reisen und seinen Wohnverhältnissen. Alles was darüber hinaus geht ist für ihn quasi nicht vorhanden. Drängen sich politische Entwicklungen in sein Blickfeld, die ihm ein gewisses Mass an Unsicherheit vermitteln, so kauft er eine Zeitung, die ihm glaubhaft versichert, dass es das „Problem“ nicht gebe. Oder dass die Umtriebe – von ihm zunächst fehlinterpretiert – nur zu seinem Besten seien. Dank dieser Beihilfe ist der WIMEP z.B. fest davon überzeugt, daß der Anteil islamischer Migration in Deutschland, Frankreich, England und sonstwo nicht auf 50% anwachse. Bis seine Tochter oder das liebe Enkelkind vom lokalen Schariagericht gebeten wird, einen Schleier anzulegen. Systemische Bedrohungen kommen in der Welt des WIMEP ganz allgemein nicht vor. Die Definition des Begriffs „weit weg“ korreliert bei ihm direkt mit dem Begriff „politische Problemlage“. Was sich plastisch am Begriff „Krieg“ festmachen lässt: 2001 galt ihm Afghanistan als „weit weg“. 2011 Libyen. Und 2013 die ukrainische Grenze, die von Bayern aus genauso weit entfernt ist wie Flensburg. Konsequenterweise wird unser „Freund“ – damit das Bier im Stammlokal noch schmeckt – selbst nach Eintreten des NATO-Bündnisfalls eine reale Bedrohungslage ausschließen. So lange im TV-Programm leichte Unterhaltung angeboten wird und es im Vorgarten nicht pfeift oder kracht muss die Welt noch in Ordnung sein. Exakt darauf setzt das System, das diesem professionellen Vogel Strauss noch vier Tage vor dem Armageddon via Satellit im Fernsehen den US-Präsidenten bei einer Golf-Partie serviert. Motto: Alles halb so schlimm! Traut der WIMEP dem Frieden? Man kann es schwer sagen. Sicher ist: Er möchte. Weshalb er es als Engagement-loser Scheuklappenegeist auch tut. Wenn der Präsident zwei Tage später das Golfspielen aufgibt und bereits bekannte Showstars ihre Bedenken zu äussern beginnen, sagt er sich „Na, jetzt muss aber wirklich jemand eingreifen!“ Jemand heisst jeder – ausser er selbst. Das ist dann Stunden vor dem Einschlag der ersten Rakete auf dem heimischen Rollrasen. Noch Zeit für ein Kaltgetränk und eine abschliessende Tüte Chips. Zeichnet sich dann die feindliche Pyrotechnik wirklich am Firmanent ab, so lautet seine Reaktion „Schade. Jetzt ist es zu spät.“
Es ist dies der gleiche Moment, an dem unsere letzte MainstreamAusgabe – wir wollen sie den „Ahnenden“ nennen – seufzt: „Ich hab´s doch immer schon gesagt!“ Klammert er sich nicht an irgendwelche Seher vorvergangener Tage, die ihm „unter Garantie“ ein HappyEnd bereithalten, dann verfügt „der Ahnende“ über einen halbwegs hellen Kopf. Wobei die Betonung auf halbwegs liegt. Denn: Die nichtesoterische Variante unseres Hoffnungsträgers spürt zwar die Gefahr vom sachlichen Standpunkt aus, verhagelt sich deren Bannung jedoch nachhaltig, indem er glaubt, dass er innerhalb und sogar mit Hilfe des Systems etwas gegen dieses bewirken könne. Dabei unterliegt er nicht weniger als vier krassen Fehleinschätzungen: 1. Er hält die Medienlandschaft für frei. 2. Er bewertet die wechselseitig durch CDU und SPD im Parlament ausgeübte Opposition für echt. 3. Er glaubt, eines schönen Tages werde sich eine neue, nicht korrumpierbare Partei finden, die das Ruder rumreisst. 4. Er kann sich vorstellen, daß sich eine nahezu absolute Mehrheit im Volk findet, welche einer System-kritischen Partei die Stimme gibt. Wie er angesichts des vorstehenden MassenPsychogramms auf diesen Gedanken verfallen kann, bleibt allein sein Geheimnis.
Wolfgang Eggert (* 1962) ist ein deutscher Journalist und Historiker. Er hat sich entschlossen mit seinem Projekt http://www.siedlergemeinde.org/ das deutsche Irrenhaus zu verlassen